„Wir haben eines der zuverlässigsten Stromversorgungssysteme weltweit“

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Interview zur Energieversorgung „Wir haben eines der zuverlässigsten Stromversorgungssysteme weltweit“

Aus Angst vor Gasmangel steigen manche Bürgerinnen und Bürger auf elektrische Heizgeräte um. Der europäische Strommarkt ist zudem belastet durch die Stromkrise in Frankreich. Wie wahrscheinlich ist das Risiko eines „Blackouts“ und was können wir tun, damit es nicht dazu kommt? Ein Interview mit dem Pressesprecher der Bundesnetzagentur.

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Dresden bei Nacht

Sichere Stromversorgung - Großflächige langanhaltende Stromausfälle hat es in Deutschland bisher nicht gegeben und sie sind auch weiterhin nicht sehr wahrscheinlich.

Foto: IMAGO/Olaf Döring

Deutschlands Stromversorgung gehört in Europa zu der sichersten. Doch kurze Stromausfälle können immer wieder auftreten. Sie sind regional begrenzt und halten in der Regel nur wenige Minuten oder Stunden an. Dazu kann beispielsweise ein punktueller und zu hoher Stromverbrauch führen: Wenn mehr Strom aus dem Netz entnommen wird als ankommt, greifen zunächst Sicherheitsmechanismen, die das Netz stabilisieren. Kommt es aber zu unerwarteten und starken Schwankungen, kann das Netz zusammenbrechen: Der Strom fällt aus. Wie wahrscheinlich ist das? Was bedeutet das? Und was können wir tun, damit es nicht dazu kommt? Diese und weitere Fragen beantwortet im Interview Fiete Wulff, Pressesprecher der Bundesnetzagentur.

Ist ein umfassender Netzausfall wahrscheinlich?

Wulff: Nein. Ein Blackout, also ein langanhaltender und großflächiger Stromausfall, ist äußerst unwahrscheinlich. Auch stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem sind sehr unwahrscheinlich. Gleichzeitig kann man Ausfälle aber nie vollständig ausschließen. Unter sehr ungünstigen Bedingungen können sich verschiedene Risiken bündeln und auch unser System an seine Grenzen bringen. Deswegen kümmert die Bundesregierung sich um weitere Maßnahmen, um die Vorsorge weiter zu verbessern.

Wie gut vorbereitet sind wir? Wie funktioniert die „Blackout“-Vorsorge?

Wulff: Wir haben in Deutschland eines der zuverlässigsten Stromversorgungssysteme weltweit. Statistisch sind Haushalte im Durchschnitt rund zehn Minuten ohne Strom im Jahr. Das ist im internationalen Vergleich ein Spitzenwert. Das Stromversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, die selbst bei größeren Störungen einen völligen Zusammenbruch verhindern sollen. Diese Mechanismen werden auch kontinuierlich geprüft und angepasst.

Ein „Blackout“ ist ein extremes Szenario. Geht es nur darum, den Notfall vorher zu durchdenken, auch wenn das Szenario wahrscheinlich gar nicht eintrifft?

Wulff: Ja. Es gehört zu jeder guten Vorsorge, auch die ungünstigsten Fälle gründlich durchzuspielen. Das ist eine wichtige Aufgabe der Betreiberfirmen der Stromnetze und auch der Bundesnetzagentur. Auf dieser Grundlage können wir dann entscheiden, wie die Risiken weiter minimiert werden können.

Ein paar Stunden ohne Strom, was passiert da? Wen betrifft das?

Wulff: Natürlich kommt es mal vor, dass regional der Strom ausfällt. Meist hat das recht einfache Gründe, zum Beispiel, weil ein Bagger ein Kabel durchtrennt hat. Es dauert dann in der Regel einige Stunden, bis das repariert ist. So ein Stromausfall schränkt unsere Gewohnheiten ein und wir merken, wie abhängig wir von einer zuverlässigen Stromversorgung sind. Normalerweise entstehen dabei aber keine größeren Schäden. Gefriertruhen und Kühlschränke zum Beispiel können mit einer Unterbrechung gut umgehen. Auch Industrieunternehmen und andere Einrichtungen mit sensibler Stromversorgung kommen mit Ausfällen klar, wenn sie zum Beispiel mit Notstromaggregaten vorbereitet sind.

Fiete Wulff ist Pressesprecher der Bundesnetzagentur.

Ein Blackout und auch stundenweise krisenhafte Situationen im Strombereich seien sehr unwahrscheinlich, so Fiete Wulff, Pressesprecher der Bundesnetzagentur.

Foto: Bundesnetzagentur

Wir alle sollen Energie sparen. Was kann jede und jeder Einzelne tun?

Wulff: Es ist schon aus Gründen des Klimaschutzes wichtig, sparsam mit Energie umzugehen. Und falls es doch mal eng werden sollte bei der Stromversorgung, kann es spürbare Effekte haben, wenn Strom gespart wird. Wer mit Energie sparsam umgeht, hat vor allem aber auch ganz handfeste Vorteile: Es lassen sich im Jahr schnell einige Hundert Euro sparen. Viel Strom verbrauchen oft Fernseher, Computer, Spielekonsolen und so weiter – durchschnittlich fast ein Drittel des Stromverbrauchs eines Haushalts. Andere typische Stromfresser sind sehr alte Geräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Gefriergeräte. Da lohnt sich oft trotz des Kaufpreises die Anschaffung eines neuen Geräts.

Wieviel bringen einzelne Maßnahmen – beispielsweise dieses Jahr die Weihnachtsbeleuchtung auszulassen? Wie sinnvoll sind Standby-Schalter?

Wulff: Es gilt hier immer: Kleinvieh macht auch Mist. Auch wenn sich der einzelne Beitrag vielleicht gering anfühlen mag, so machen auch kleine Einsparungen sehr viel aus, wenn viele Menschen sie umsetzen. Also ist es natürlich richtig, die Standby-Funktion nicht zu nutzen.

Was lohnt sich zur privaten Vorsorge? Was raten Sie Betroffenen?

Wulff: Auch wenn große Stromausfälle selten vorkommen bei uns und die meisten Ereignisse in wenigen Stunden behoben sind, ist es sinnvoll, auch privat Vorsorge zu treffen. Wir sind in unserem Alltag einfach zu abhängig von elektrischer Energie. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt hierzu Hinweise heraus. Bei einem Stromausfall ist es zum Beispiel wichtig, Lebensmittelvorräte, Wasser, Taschenlampen und Batterien und Kerzen im Haus zu haben. Außerdem sollten Akkus an zum Beispiel Laptops und Handys stets geladen sein oder man sollte über Ersatz-Akkus oder eine Powerbank verfügen. Auch im privaten Bereich gilt: Wir tun gut daran, auch für unwahrscheinliche Ereignisse vorzusorgen.

Wir wollen unabhängig werden von fossiler Energie – für unsere Freiheit und unsere Sicherheit. Daran arbeitet die Bundesregierung mit Hochdruck . Dazu gehört aber auch, dass wir Energie sparen: Die breit angelegte Kampagne „80 Millionen gemeinsam für Energiewechsel“  des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums (BMWK) hat das Ziel, mehr Schwung in die Energiewende zu bringen. Die Kampagne soll die gesamte Gesellschaft zum Energiesparen aktivieren. Kernbotschaft: Jede gesparte Kilowattstunde Energie leistet einen Beitrag für unsere Unabhängigkeit, senkt den Kostendruck und hilft, unsere Klimaziele zu erreichen.